Macht Ihnen jemand das Leben schwer?
Die meisten meiner Kunden sind sich in einem Punkt einig: „Es gibt einfach „Kotzbrocken“ da draußen“. Menschen, die uns wahnsinnig machen und uns aufregen, die uns das Leben schwer machen und die uns regelrecht aufreiben. Im Privaten geht man diesen besser aus dem Weg. Leider geht das im Berufsalltag nicht immer.
Einer nennt seinen Geschäftsführerkollegen in den Terminen bei mir sogar „den Antichristen“. Ich kann da schmunzeln, meinem Kunden ist der Humor zu dieser Person aber vergangen, der Arbeitsalltag ein Alptraum geworden und der Stress darüber macht nicht am Firmentor halt.
Mir selbst hat auch im letzten Jahr eine Person den Weg gekreuzt, die bei mir erst einmal vom ungläubigen Kopfschütteln bis zum wirklichen Aufregen die gesamte Bandbreite negativer Reaktionen ausgelöst hat. Während unsere normale Reaktion ist, das furchtbare Gegenüber immer blöder zu finden, ist es gesünder sich auf einer anderen Ebene damit zu beschäftigen. Denn was jemand tut, sagt viel über ihn aus. Aber wie wir reagieren, sagt viel über uns aus.
Die Menschen, die uns total gegen den Strich gehen, verstoßen gegen unsere (oft unbewussten) starken Werte. Mein Kunde zum Beispiel regt sich total darüber auf, dass sein Kollege rein politisch und nicht inhaltlich agiert. Als ergebnisorientierte Person ist für ihn ungeschriebenes Gesetz, sich sachdienlich zu verhalten. Natürlich hat er auf der Karriereleiter dazu schon viel gesehen und dazugelernt. Und dennoch: Selbst „ganz oben“ sind sehr machtorientierte Personen für ihn schwierig zu handeln und machen ihm oft Probleme. Im Coaching hat mein Kunde dann erarbeitet, aus seiner Perspektive rauszugehen und mit anderen Augen auf den „Antichristen“ zu schauen und dabei ganz neue Handlungsoptionen gefunden.
Geht man aus seiner eigenen Sichtweise mal raus und sieht beobachtend auf den anderen, schafft man nicht nur, sein Leid zu verringern sondern stellt dabei auch fest, dass genau derjenige, der einen so aufregt auch Eigenschaften hat, die uns fehlen und die gut für ihn sind. Das heißt nicht, dass wir so werden sollen aber die differenzierte Betrachtungsweise hilft, wieder Neutralität herzustellen und die Kontakte mit dem vermeintlichen Unmenschen unbeschadet zu erleben und besser steuern zu können.
Einer meiner sehr geschätzten Coachingausbilder meinte immer, wir sollten es wie Spock von Raumschiff Enterprise machen. In Anbetracht einer drohenden Katastrophe und inmitten durchdrehender Erdlinge blieb der Vulkanier beobachtend und sagte immer lediglich „ist ja interessant“. Ich sehe da sofort einige Szenen vor mir. Leider gelingt uns Menschen das Heraustreten aus der eigenen Betroffenheit nicht immer gleich gut. Aber mit ein wenig Unterstützung kann sich jeder viel Aufregen und Schlaflosigkeit ersparen. Mein Kunde hat da offensichtlich große Schritte gemacht. Erst letzte Woche schrieb er mir, dass er den „Antichristen“ mit seiner neuen Herangehensweise nicht nur irritiert, sondern gleich ein paar Schlachten gewonnen hat. Am Schönsten aber war, dass er wieder eine leichte und humorige Verfassung hatte.